Artikel: FESCHD-Gründer Simon im Interview: Man muss Spaß haben bei dem, was man macht!

FESCHD-Gründer Simon im Interview: Man muss Spaß haben bei dem, was man macht!
Zur Gründungsgeschichte: Wie ist die Idee zu FESCHD entstanden? Gab es einen konkreten Moment, in dem du wusstest - das will ich machen?
Ja, ich bin schon immer ein begeisterter Radfahrer und es hat mich lange schon genervt, was für fummelige, wackelige und umständliche Handyhalterungen es auf dem Markt gibt. Und damals hab ich mir gedacht "das muss schnell, sicher und einfach gehen und irgendwie elegant an meinem Rennrad aussehen" und ab dann hab ich angefangen meine eigene Idee auszutüfteln.
Was war am Anfang die größte Herausforderung, die du beim Aufbau des Unternehmens überwinden musstest?
Für mich war es eigentlich die größte Herausforderung, einfach anzufangen und überhaupt den Anfang zu finden, weil man steht vor einem Riesenberg und man weiß gar nicht genau, wo man eigentlich starten soll und was die nächsten Schritte sind. Und da mal den ersten Schritt zu machen und dann kommt der Zweite und am Ende merkt man, man steht auf dem Berg und konnte eins nach dem anderen bewältigen. Aber ich glaube so diese ersten Schritte, das sind tatsächlich die schwierigsten, weil es einen am Anfang wirklich erschlagen kann, was es da alles zu tun gibt. Und dann muss man sich mit den ganzen Fragen auseinandersetzen wie: "Was ist das eigentlich für eine Rechtsform" und "Was muss ich generell rechtlich alles beachten?", "Wie vermarkte ich mein Produkt?", "Wie verkaufe ich es?", "Wie finde ich eine Produktion?", "Wie verpacke ich es", und so weiter. Diese ganzen Fragen vielleicht auch erst mal nach hinten anzustellen und dann Schritt für Schritt wenn es soweit ist, eine Lösung dafür zu finden.
Gab es einen Punkt, an dem du gezweifelt hast – und wie hast du dich wieder motiviert?
Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass man immer wieder an diese Punkte kommt, wo es einfach Rückschläge gibt, wo es schwierig ist, wo man nicht weiter weiß. Wo man dann vielleicht auch aufgeben möchte. Aber das, was mich motiviert hat, ist einfach, glaube ich, die Freude an der Sache selbst. Und, dass man dabei auch einfach Spaß haben muss bei dem, was man macht. Sonst gibt man das schnell wieder auf. Aber wenn man es einfach gern macht und Spaß an der Sache hat, dann macht man auch gern weiter und so kam dann auch immer wieder eins zum anderen und hat mich irgendwie motiviert, dann auch dran zu bleiben, weil es dann irgendwie doch wieder alles aufging.
Welche Werte oder Philosophie standen für dich von Anfang an im Mittelpunkt bei der Gründung?
Ein großer Kernpunkt, den ich mir am Anfang schon gesetzt habe war zu verankern: Wir möchten mit einer guten Idee etwas Gutes bewirken. Die Idee war nicht einfach möglichst viel Kohle zu machen, sondern zu sagen: Wie können wir eine Idee umsetzen und in die Welt bringen, die Leute zum Radfahren begeistert, aber gleichzeitig auch anderen Leuten das Radfahren ermöglicht? Und deshalb haben wir uns gesagt, wir möchten mit den Gewinn Fahrräder für Menschen in Entwicklungsregionen finanzieren. Wir möchten FESCHD in Deutschland produzieren, so lokal wie möglich und so nachhaltig wie möglich. Deshalb fertigen wir den Halter auch aus recycelten Kunststoffen und die Verpackungen aus Papier. Wir möchten lokal, nachhaltig und mit einem Purpose handeln.
Zum Produkt & der Entwicklung:
Wie sah der erste Prototyp eurer Handyhalterung aus – und was war rückblickend das größte Learning aus dieser frühen Phase?
Rückblickend war das große Learning aus dieser Anfangsphase, das anfängliche Produkt mit dem Schiebemechanismus und einer Feder, welche einschnappt, weiterzuentwickeln und abzuändern. Der erste Prototyp ist an dem Praxistest gescheitert, denn es war viel schwieriger anzuwenden und generell ein viel zu filigranes Produkt. Und da hab ich schnell gelernt: Es muss etwas ganz robustes und ganz einfaches sein. Und ich glaube das größte Learning war dabei, nicht nur auf seine eigene Ideen und was man selber toll findet zu achten, sondern wirklich möglichst schnell rauszugehen und echte Kunden und echte Leute zu fragen. Wir haben dann RadfahrerInnen, Radprofis und Fahrradläden aufgesucht und sind einfach rein spaziert und haben das Produkt vorgestellt und nach Feedback gefragt. So ist ein neuer Prototyp entstanden und wir konnten FESCHD weiterentwickeln. Das war mein größtes Learning: Nicht nur meine eigenen Ideen zu spinnen, sondern das Produkt ständig mit echten RadfahrerInnen zu optimieren.
Welche Schritte waren notwendig, um aus einer Idee ein marktreifes Produkt zu machen?
Ich bin Maschinenbauer und ich weiß, wie ich Protoypen baue und wie ich eine Idee skizziere und wie ich das in CRD umwandle, wie ich 3D-Druck Teile drucke und so weiter. Aber das dann wirklich zu einem Serienprodukt zu machen, das war schon noch ein großer Step. Da muss man die richtigen Firmen finden, man muss auch die Finanzierung haben oder die Möglichkeiten für Partnerschaften und Kooperationen klären, sodass man dann mit aufwändigen Produktionsschritten in Serienproduktion gehen kann. Dann muss man natürlich die ganze Website, die Verpackung, den Vertrieb und das ganze Marketing aufbauen. Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem ich mir Hilfe geholt habe, wo mein Mit-Gründer Mike mit eingestiegen ist. Da kann man sich dann mit verschiedenen Kompetenzen ergänzen.
Was unterscheidet FESCHD von anderen Handyhalterungen auf dem Markt?
FESCHD ist der beste Handyhalterung der Welt, weil: man klickt das Handy einfach auf die Halterung und es arretiert sich von selbst. Der Magnetverschluss und zusätzlich die mechanische Verriegelung mit dem Drahtbügel macht das Ganze extrem und schnell und sicher und zusätzlich sind wir natürlich ein extrem dünnes System, das mit zweieinhalb Millimetern kaum aufträgt auf dem Handy und damit super flach und alltagstauglich ist. Mit dem integrierten Fingerring, dem Aufsteller und der Magnethalterung bieten wir auch gleichzeitig noch einen großen Mehrwert im Alltag. D.h. unsere Halterung muss nicht irgendwie drangefummelt werden, mit einem Klick ist das Handy FESCHD: es funktioniert gut und schnell, es ist stabil und robust. Außerdem ist jede Hülle ein Unikat der Natur durch die Maserung des Natursteins und das Design einzigartig.
Gab es technische oder produktionstechnische Hürden, die euch besonders viel abverlangt haben?
Es war für uns ein Riesenschritt, das Ganze zu Beginn im 3D-Druckverfahren zu machen. Wir haben mit ersten Kleinserien aus 3D-gedruckten Handyhalterungen angefangen und wenn wir dann Kundenfeedback bekommen haben, konnten wir das direkt einfließen lassen und mit der nächsten 3D-Druckfertigung waren die Handyhalterungen optimiert. So konnten wir iterativ den Handyhalter immer weiter verbessern. Produktionstechnisch hat uns die Verwendung von Recyclingkunstoffen echt etwas abverlangt. Wenn man spritzgießt in Deutschland ist das sehr teuer. Diese Werkzeuge sind sehr aufwändig und können schnell mal 50-100.000 € kosten, was wir am Anfang der Gründung natürlich nicht hatten und das war eigentlich die größte Schwierigkeit, einen deutschen Fertiger zu finden. Letztendlich konnten wir das dann über eine Messekooperation machen. Und über eine Partnerschaft mit einer Firma, die uns dann quasi dieses Spritzgusswerkzeug bereitgestellt hat. Man kann sich das vorstellen wie eine Kuchenform, wo dann der Kunststoff reingespritzt wird. Aber dieses Werkzeug herzustellen ist dann doch ein bisschen schwieriger und preiswerter wie eine Kuchenform. Es ist eben sehr aufwändig und das war eigentlich einer der größten Hürden, das Design so hinzubekommen, dass es sich spritzgießen lässt und in Deutschland zu fertigen.
Unternehmertum & Tipps für GründerInnen:
Welche Kompetenzen sollte man deiner Meinung nach mitbringen, wenn man ein eigenes Produkt auf den Markt bringen will?
Also für mich war es meine Kompetenz, zu wissen, wie man Produkte designed und entwickelt. Jemand anders hat aber vielleicht die Kompetenz, wie man ein Produkt verkauft oder vermarktet. Jemand anderes hat vielleicht die Kompetenz, wie man mit Finanzen umgeht. Und ich denke, wenn man erst mal einfach Begeisterung und Spaß daran hat und eine eigene Idee, dann geht es eher darum, ob man auch andere findet, die das mit einem gemeinsam machen und einen dann vielleicht in den Bereichen ergänzen können, in denen man selber die Kompetenz nicht hat.
Was war die größte Überraschung – etwas, das du über das Gründen erst im Tun gelernt hast?
Dass ich das "Rad" immer wieder erfinden muss und jeden Tag auch wieder quasi neu von vorne anfangen und überlegen muss. Ich dachte am Anfang, das macht man einmal, dann steht das alles und dann ist halt gegründet und fertig aber man hat eigentlich wirklich jeden Tag neue Herausforderungen. Man kommt immer wieder an diesen Punkt, wo man sich neu erfinden muss. Das hat mich überrascht.
Wie gehst du mit Rückschlägen oder Kritik um?
Ich würde sagen, Rückschläge hat jeder, der etwas eigenes oder neues anfängt und Kritik bekommt auch jeder, der etwas neues auf den Markt bringt. Ich glaube letztendlich kann man das für sich nutzen und bei jeder Kritik steckt auch ein Fünkchen Wahrheit drin. Und dann die Kritik umsetzen und schauen, wie man es besser machen kann. Nach Rückschlägen wieder aufstehen, sich aufrappeln und von neuem anfangen. Ich glaub das ist das beste.
Was würdest du jemandem raten, der gerade eine Produktidee hat, aber nicht weiß, wo er anfangen soll?
Das Ganze zu Anfang möglichst greifbar machen, zum Beispiel durch einen Prototypen, weil es ist schwierig, jemanden einfach eine Idee zu verkaufen oder zu erklären. Aber wenn man jemand etwas in die Hand gibt und das Ganze greifbar macht oder erlebbar oder spürbar, dann macht es das deutlich einfacher, eine Idee zu vermitteln. Dadurch bekommt man selbst auch Schritt für Schritt mehr ein Gefühl für das Ganze und sammelt Erfahrungen. Und ja so wie jemand, der vielleicht SchriftstellerIn werden würde vielleicht einfach jeden Tag schreiben würde oder sich im Café mit anderen SchreiberInnen treffen würde oder so würde ich da auch sagen, dass man sich einfach mit diesen Leuten umgibt. Ja, sich in dem jeweiligen Bereich dann zusammentut und mit ähnlich Denkenden und Schaffenden umgibt.
Und zuletzt: Wo siehst du FESCHD in fünf Jahren – was ist deine Vision?
In fünf Jahren ist FESCHD schon europaweit oder sogar schon weltweit im Handel und wir wachsen mit einer immer größeren Community, und unser Produkt wird immer erweitert werden und es wird immer mehr coole Anwendungsbereiche geben, die auch weit über das Fahrrad hinausgehen. Ich wünsche mir auch einen großen Impact, mit dem wir schon viele Fahrräder finanzieren konnten und können. Außerdem ein cooles Team vor Ort in Gießen und Leute, die gern zur Arbeit kommen und Spaß haben gemeinsam eine Idee zu bauen. Zu letzt, auch weiterhin für das Fahrradfahren und den Fahrrad-Lifestyle zu begeistern und zu lieben was wir machen!
Vielen Dank für das spannende Interview!





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